Zahnseide – ist es eine gute Ergänzung oder mehr als das?
Zahnseide – Wer kennt den ermahnenden, verbalen Zeigefinger des Zahnarztes nicht, der einen daran erinnert, dass man täglich mit der dünnen Seide zwischen seinen Zähnen rumfummeln sollte. Aus meiner Sicht als Zahnarzt bringt es mir immer ein schmunzeln auf die Lippen, wenn ich mit meinen Patienten über den Gebrauch von Zahnseide unterhalte. Dies hat mehrere Gründe.
- Nach statistischen Erhebungen verwendet jeder Bundesbürger im Durchschnitt 1,5 Meter Zahnseide … pro Jahr! Wenn man von einer ungefähren Länge des Fadens pro Anwendung von 50 Zentimetern ausgeht entspräche das 3 Anwendungen … pro Jahr. Das zeigt wie (un)populär Zahnseide wirklich ist.
- Ich unterhalte mich auch privat das ein oder andere Mal über Zähne. Hierbei wird klar: Zahnseide ist so beliebt in seiner Anwendung, dass wenige sie gerne verwenden. Was ich aber weniger lustig finde: die meisten meiner Freunde und Bekannten, die noch nicht bei mir in Behandlung waren, haben noch nie wirklich erklärt bekommen habe, warum sie Zahnseide anwenden sollen und wie man sie effektiv anwendet.
- Ist es nur menschlich, wenn man müde ist und es einen kurz vor dem zu Bett gehen nicht danach gelüstet, sich die Finger zu verbiegen, nur damit man prahlen kann „ich verwende täglich Zahnseide!“
Aber wie ist es denn nun mit der Anwendung? Ist Zahnseide nur etwas für Mundhygienefetischisten oder eine für alle Patienten notwendige Maßnahme?
Die Antwort lautet, dass die Reinigung der Zahnzwischenräume eine sehr wichtige Maßnahme zu Verhinderung der Entstehung von Karies und Parodontitis ist. Dies kann mit Zahnseide aber auch mit anderen Hilfsmitteln erreicht werden. Die häufigste Form von Karies ist die Zahnzwischenraumkaries (Approximalkaries). Auch Parodontitis ist in der Regel am schlimmsten im Bereich der Zahnzwischenräume ausgeprägt. Dies ist ein Bereich, der aufgrund der Enge von benachbarten Zähnen und dem Zahnfleischzipfel zwischen den Zähnen der körpereigenen Spülung mit Speichel und Reinigung mit der Zunge nur schwer zu erreichen ist.
Daher braucht es besonders hier eine Unterstützung durch Mundhygienemaßnahmen. Verhindert man an dieser Stelle dauerhaft, dass sich neue Beläge bilden, verhindert man auch dauerhaft, dass Karies und / oder Parodontitis entstehen.
Die klassische Zahnseide ist aber wie bereits erwähnt nicht der einzige Weg die Zahnzwischenräume zu reinigen. Es gibt verschiedenste andere Möglichkeiten. Insbesondere Zahnzwischenraumbürstchen sind eine sinnvolle Alternative.
Diese eignen sich insbesondere bei weiten Zahnzwischenräumen und kleinen Lücken zwischen den Zähnen. Stehen die Zähne sehr eng oder füllt das Zahnfleisch den Zahnzwischenraum vollständig aus ist Zahnseide, Dental Tape, Superfloss oder weitere spezielle Bänder und Fäden das Beste. Hierbei kommt es dann vor allem auf die Technik an, die man bei Zahnarzt oder bei der Professionellen Zahnreinigung von der Prophylaxehelferin erklärt bekommen sollte.
Fazit: Sie sind nicht allein! Denn es ergeht eigentlich allen Menschen gleich, dass die Zahnzwischenraumreinigung eine mühselige Angelegenheit ist. Dennoch sollten Sie die für Sie persönlich am besten geeignete Methode finden und die Zwischenräume täglich pflegen.