Zähneknirschen– Hintergründe und Ursachen
Was machen wir bloß in der Nacht mit unseren Zähnen. Knirschen, Pressen, Klappern, – wer hat es nicht schon einmal bei seinem Lebenspartner oder in der Familie gehört.
Manchmal wird man auch in der Zahnarztpraxis von der Prophylaxehelferin oder vom Zahnarzt gefragt, ob man nachts knirscht. Tatsache ist: sehr viele Menschen Arbeiten im Schlaf mit ihren Zähnen. Mindestens ein Drittel vollführt ein Knirschen und ein geschätztes weiteres Drittel führt andere unphysiologische Mundbewegungen in der Nacht durch.
Diese werden unter dem Oberbegriff Parafunktionen zusammengefasst. Allerdings liegt die „Dunkelziffer“ sehr hoch, da die Parafunktionen schlichtweg oft nicht als solche erkannt werden und erst dann die Diagnose gestellt wird, wenn Beschwerden auftreten. Hierzu gehören Schmerzen an Kaumuskeln, den Kiefergelenken, empfindliche Zähne, Zahnfleischrückgang, Abfrakturieren von Zähnen oder Füllungen. Selbst wenn keine Schmerzen auftreten: Die Zähne werden dennoch gegeneinander wie zwei Mühlsteine heruntergeschliffen. Die Negativliste der Auswirkungen ist lang und geht bis hin zu Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen und Tinitusgeräuschen, diffusen Gesichtsschmerzen und Nackenproblemen.
Der Ablauf ist beim Knirschen und Pressen ähnlich. Die Zähne werden mit enorm hohen Kräften aufeinander gepresst. Dabei entstehen Lasten von bis zu 1000Newton, die auf die einzelnen Zähne wirken. Dies entspricht einem Druck, den zwei Säcke Zement (100kg) verursachen. Dieser Dauerdruck ist eine unnormale Belastung, und stressen den Zahn und den umliegenden Zahnhalteapparat sehr. Normalerweise berühren sich die Zähne im natürlichen Kauvorgang jeweils nur den Bruchteil einer Sekunde.
Die Gründe für Parafunktionen sind sehr vielfältig und liegen vor allem in der Verarbeitung von psychosozialem Stress. Es kommt sozusagen zum körperlichen Abbau der psychischen Anspannung während der Nacht. Diese Verarbeitung läuft unbewusst ab und kann auch tagsüber in Anspannungs- und Konzentrationsphasen stattfinden. Sichtbar wird es, wenn der seitliche Kaumuskel(Musculusmasseter)anspannt und sich deutlich am Kieferwinkel abzeichnet.Ein weiterer, aber weitaus seltenerer Grund könnenFrühkontakte auf Weisheitszähnen oder hinteren Backenzähnen sein, die der Körper unbewusst versucht durch das Knirschen einzuschleifen.
Was ist also zu tun, wenn der Verdacht besteht, dass man ein „Zähneknirscher“ ist? Der Zahnarzt kann in der Regel bei der Diagnosestellung helfen und eine Akuttherapie einleiten. Bei chronischem Zähneknirschen oder bei bestehenden Schmerzen bedarf es einer Behandlung beim Spezialisten. Die Bissverhältnisse und alle beteiligten anatomischen Strukturen sind genauestens zu untersuchen, um Veränderungen am Kiefergelenk und allen beteiligten Muskelgruppen zu erkennen. Die Diagnostk sollte in schwierigen Fällen interdisziplinär erfolgen und neben der Zahnmedizin auch die Orthopädie, die Physiotherapie und bei Bedarf auch die Psychotherapie mit einbeziehen.
Das Ziel der Therapie ist die Herstellung einwandfreier Bissverhältnisse (Okklusion) um dem muskulären und skeletalen System eine optimale Funktion zu ermöglichen, dauerhaft schmerzfrei zu sein und die Zähne vor weiterem Abrieb zu schützen.Dies geschieht in den meisten Fällen durch die Anfertigung einer Aufbissschiene für die Nacht. Tagsüber muss der Patient durch Selbstbeobachtung sicherstellen, dass er in Anspannungssituationen die Zähne nicht aufeinander hat. „Es gehört Luft zwischen die Zähne“ ist hier das Motto.Eine ursächliche Therapie ist deutlich schwerer zu erzielen, da hierfür die Stressfaktoren abgebaut werden müssen.